bist du etwa ein mädchen?
Donnerstag, 3. März 2011
we are immersed in gendered narratives
wenn wir uns auf dem einwohnermeldeamt melden, dann müssen wir in
einem fragebogen angeben, ob wir weiblich oder männlich sind. wenn wir
kleidung einkaufen, dann gehen wir normalerweise entweder in die
abteilung für frauen, oder männer, für mädchen, oder jungen. wenn ein
kind geboren wird, fragen die verwandten als erstes: „was ist es“ und
erwarten die einordnung des kindes in eine der kategorien „junge“ oder
„mädchen“. das heißt, heutzutage ist natürlich die chance (sic) groß,
dass ein fötus, noch bevor er geboren wird, als „männlich“ oder
„weiblich“ 'erkannt' werden kann, und die eltern dazu aufgefordert sind,
mit der entsprechenden information entweder babyrosa oder babyblaue
kleidung und babyzubehör zu kaufen. diese beiden geschlechtskategorien
spielen eine derart grundlegende rolle in unserem leben, dass wir nicht
nur primäre und sekundäre geschlechtsmerkmale dadurch definieren,
sondern unser ganzes leben in 'weiblich' und 'männlich' aufteilen:
kleidung, hobbies, beruf, charakter, lebensweisen, erziehungsmethoden...
nadyne stritzke analysiert in ihrem aufsatz "narrative performativität"
einige literarische werke im hinblick auf die darstellung der
geschlechter und stellt fest: „die zuordnung eines pronomens verändert
den identitätsstatus der figur qua bezeichnungspraxis“. ich sage „er“
oder „sie“ und bestimme damit das geschlecht meines objektes. die
performativität dieses sprechens wird vielleicht deutlicher durch
folgende anekdote: mein sohn (sic) trägt gerne haarspangen, seine
liebste spange ist rosa und glitzert. im supermarkt an der kasse wurde
ich gefragt, wie 'sie' denn hieße. und ich antwortete: 'er' heißt soundso.
ich hielt mich für liberal und aufgeklärt, mein gegenüber jedoch für
altmodisch und uneinsichtig. ganz so einfach ist die sache leider nicht. denn sowohl die annahme 'sie', als auch meine korrektur 'er' wirken
konstitutiv für die bestehende heterosexuelle normativität. der moment
der subversion liegt in dem 'dazwischen' (butler, "das unbehagen der
geschlechter"). die irritation die entsteht, weil mein kind als 'junge' etwas
'mädchenhaftes' tut, ist der ort der subversion. unsere reaktionen
dagegen stellen die alte ordnung (wieder) her.
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