bist du etwa ein mädchen?

bist du etwa ein mädchen?

Mittwoch, 30. Dezember 2015

männer in die KiTa: welchen unterschied macht es wirklich?

von: M H Ryle, CC-BY-NC-ND


eine aktuelle studie legt nahe, dass sich weibliche und männliche fachkräfte im kindergarten kaum bis gar nicht in ihrem grundlegenden verhalten gegenüber kindern unterscheiden. dies scheint zunächst eine sehr populäre annahme zu widerlegen, nach der mehr männer in kitas für 'frischen wind' sorgen würden, indem sie grundsätzlich anders mit kindern umgingen und ihnen daher reichhaltigere vorbilder anböten.

einfühlsamkeit, herausforderung, dialogische kommunikation und kooperatives verhalten - so vermutet die forschungsgruppe - seien einem professionellen erziehungsverhalten aufgrund entsprechender ausbildung gedankt.

auf subtileren, aber ebenso wirkmächtigen ebenen allerdings deuten sich teilweise signifikante unterschiede an, wenn es um die wahl der materialien, werkzeuge, der zu realisierenden produkte, und um geschlechtliche arbeitsteilung geht. demnach bevorzugen viele erzieherinnen das fädeln von perlenfiguren und überlassen ihren männlichen kollegen das hämmern einer holztrutzburg.

besonders markant: selbst wenn sie sich in den interviews kritisch gegenüber stereotypen geschlechtszuschreibungen äußern, reproduzieren die erzieher_innen diese in der interaktion mit den kindern in bezug auf deren wahrgenommenes/ bzw. zugeschriebenes geschlecht: die kinder werden als jungen und mädchen je unterschiedlich behandelt. dies geschieht offenbar unbewusst und manchmal auch entgegen den von den kindern gezeigten neigungen und vorlieben.

weniger geschlechtlich orientierte unterschiede konnten festgestellt werden, wenn männer und frauen in der KiTa zusammen gearbeitet haben, als wenn lediglich geschlechtshomogene (d.h. weibliche) kollegiate vorhanden waren.

die forschungsgruppe sieht in gemischten erziehungsteams daher eine chance und rät dazu,

"Geschlechtsstereotype (noch) stärker zu reflektieren und der Versuchung zu widerstehen, mit dem Vorhandensein von männlichem Personal neue geschlechtstypische Zuordnungen zu etablieren."


damit der frische wind wirklich weht!



www.bmfsfj.de/Spielt-das-Geschlecht-eine-Rolle-Tandem-Studie-Kurzfassung.pdf
www.koordination-maennerinkitas.de
www.neue-wege-fuer-jungs.de
www.initiative-jungenarbeit.nrw.de

Freitag, 13. November 2015

pech gehabt? w i e schule versagt

irishchck14 postete diese foto auf imgur.com

der 6 - jährige prüfling wird im netz für seine klugheit und seinen (unfreiwilligen) witz gefeiert. so scheinen sich viele mathe-nerds in ihrer eigenen bio bestätigt: z.b. vermutet die_der kommentator_in auf chip.de:

"Dash scheint die Aufgabe für derart unterfordernd zu halten, dass er sich jegliche weitere Begründung spart."

mir viel jedoch die beschreibung einer üblichen erziehungs-situation in einem pädagogischen essay ein, den ich vor langer, langer zeit einmal gelesen hatte. es ist so lange her, dass ich nicht einmal weiß, wie dieser essay hieß, also wenn eine person einen tip zur quelle hat, immer her damit!

die situation ging so, dass ein kleinkind, etwa eineinhalb, mit buntstiften auf eine wand malte und dafür von der erziehenden person - im dem essay war es die mutter - ausgeschimpft wurde. die verfasserin vermutete hingegen, dass das kind auch einfach sehr stolz auf sein 'meisterstück' gewesen sein könnte und daher annahm, es würde dafür gelobt werden. umso größer müsste logischerweise der schock sein, wenn es ausgeschimpft und das 'kunstwerk' entfernt würde.

aus dieser beschreibung lassen sich zwei, für mich wichtige und inzwischen durch viele persönlich erfahrene alltagssituationen bestätigte kernthesen heraus filtern.

erstens: es ist wichtig, situationen aus der sicht des kindes zu betrachten. reden wir gerade über das gleiche? sind wir in der gleichen welt, oder sind wir auf zwei völlig verschiedenen sternen unterwegs?

zweitens: egal wo wir uns dimensional gesehen gerade befinden, ein kind scheint oft ganz einfach aufmerksamkeit, zuwendung und anerkennung zu wollen, bzw. zu benötigen. also wird es zumeist versuchen, das aus seiner sicht richtige - oder eben wirksame - zu tun, um positive (manchmal auch überhaupt irgendeine) rückmeldung von seiner bezugsperson zu bekommen.

dies führt mich dazu, die im netz verbreitete these zurückzuweisen, dass das 6 - jährige schulkind mit der begabung für mathematische zusammenhänge es für nicht nötig befunden habe, auf die zweite frage zu antworten. im gegenteil! Dash hat die zweite frage völlig korrekt beantwortet, indem er buchstäblich zeigt, wie er denkt: 'show your thinking'.

es ist das kind, dass sich ganz offensichtlich die größte mühe gegeben hat, um alle fragen korrekt zu beantworten. und es ist die lehrkraft, die uns zeigt, wie schule unsere kinder im stich lassen kann.


Donnerstag, 12. November 2015

liebe jungs und papas, macht euren november bunter!

Nathan zeigt euch, wie's geht:
 

"especially boys, they ask: 'you're wearing nailpolish?' - I'm like, 'yeah'. They say 'that's for girls!' -  I'm like, 'no it's not. I got it, I'm not a girl', I'm wearing it."

"raising a really strong confident woman is superimportant to me. Making sure she's got great role models. But also being a great role model"

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"vor allem jungen fragen mich: du trägst nagellack??! das ist was für mädchen! dann sage ich: nein, ist es nicht. ich trage welchen und ich bin kein mädchen."

"eine starke, selbstbewsste frau zu erziehen ist mir superwichtig. ich will sichergehen, dass sie großartige vorbilder hat. und selbst eines sein."

Samstag, 30. Mai 2015

mama - wo ist der rock?

rock and kitchen. photo: privat. all rights reserved.
 von der herausforderung als männlich gelesener mensch einen rock zu tragen ...

sollten kulturell wenigstens halbherzig bewanderte menschen eigentlich gefeit sein. das kleidungsstück ist spätestens seit Mel Gibson's performance in Brave Heart sozusagen zu einem must-have für 'echte kerle' avanciert. wenigstens in der ausführung 'schottenkaro'.

für meine kinder ist es dennoch eine herausforderung, wenn sie ihre schottenröcke im kindergarten tragen wollen. 'das tragen nur mädchen', 'bist du etwa ein mädchen?', 'das ist nichts für dich' sind einige der üblichen sprüche, die ihnen entgegen wehen. natürlich nicht von den erzieher_innen. von denen hören sie und ihre kontrahent_innen kein einziges wort.

vorhersehbarerweise hat der lütte sich daher seit dem alter von drei jahren (ungefähr das alter, in dem die kinder anfangen, miteinander worte auszutauschen) schritt für schritt von seinen röcken verabschiedet, genauso, wie von seinen auas (= zöpfchen und haarspangen, vorzugsweise der glitzernden art), seinen 'Hello-Kitty'-t-shirts und überhaupt allem, was rosa oder pink ist.

umso überraschter war ich, als der kleine heute früh mit seinem papa vorm bett stand und fragte: "mama, wo is der rock?!" (und wir lassen jetzt mal beiseite, welche ganz offensichtlich in der familie für die kleiderlogistik verantwortlich ist...)

ein mutmachendes beispiel dafür, dass wir als eltern - meist viel weniger offensichtlich - ein beständiges vorbild für unsere kinder darstellen. (gerade das wegsortieren von kleidung erfordert eine ausdauer, die sich nur langsam bemerkbar macht...)

im guten, wie im schlechten eifern junge menschen ihren bezugspersonen nach.
w i r  müssen also (nur) viel mutiger sein!

Samstag, 7. März 2015

gendermarketing unter der lupe

 playmopoly für 4 bis 10 jährige kinder!

eine in kühlen blau- und weißtönen gehaltene verpackung erregte neulich die aufmerksamkeit meines familieneinkauf abhakenden partners. er schickte mir dieses bild.

(foto: privat)
 darauf lassen sich zwei figuren in einer bankfiliale erkennen. die storyline finde ich ziemlich eindeutig: eine blonde frau mit rosa shirt und rosa schuhen (klar, denn sonst könnte sie ja auch einfach ein bankräuber mit blonder perücke sein) und roter shopping-bag (kein armeerucksack in tarn oder schwarzlederne reisetasche, nein eine leuchtend rote shopping bag, ohne reißverschluss und knöpfen!) hält lässig und für die kamera lächelnd posierend mit tief auf der nase sitzender sonnenbrille (ihre wunderschönen augen mit den geschminkten wimpern blitzen hervor) eine pistole in der hand. der bankangestellte reicht ihr - ebenfalls lächelnd und jedenfalls wenig ängstlich wirkend - ein bündel 10er scheine herüber. für ein paar schuhe wird's schon reichen. ist ja gerade wsv.

etwas weiter unten im bild darf eine kinderhand vielleicht zum ersten mal geldscheine aus einem bankautomaten ziehen. schöne neue welt.

beim ersten anblick dieser packungsaufmachung habe ich gelacht. ich dachte 'wow, frau und blau auf einer packung, öfter mal was neues?' und ich dachte, 'jawoll, zeig's dem macker'. aber, let's face it: nicht nur, dass die frau als antagonistin zum männlichen helden (dem erfolgreichen bankangestellten) hergestellt wird, nein es macht auch noch den eindruck, dass diese lächelnde dilettantin mit der shopping bag nur ein wenig vorschuss für das neueste paar schnickchic schühchen bräuchte. es drängt sich der verdacht auf, ob die erfinder_innen dieser szenerie wohl eher stereotype hausfrau-ehemann-bilder im kopf hatten, denn schließlich gibt die frau das hart verdiente geld des mannes wieder beim einkaufen aus. ein glück ist er ein so erfolgreicher banker... das bündel zehner hat er also in einer halben stunde wieder rein. (oder weniger? ich bin da nicht so drin in der materie)

auf den zweiten, oder dritten blick (oder nach dem hinweis des partners) gerät dann auch noch die preisreduzierung ins blickfeld. von knapp 40,00 € auf 25,00 € gesenkt! es würde mich wirklich interessieren, warum das jetzt kein verkaufsknüller war...

entweder die kleinen vermarktungsziele finden banken einfach langweilig, oder

eltern lenken ihre kinder gezielt von dem spielzeug weg (z.B. weil sie sich frauen nicht als bankräuberinnen vorstellen können, oder weil frauen generell nicht mit waffen umgehen können und die geschichte daher unglaubwürdig ist, oder einfach, weil frauen generell nicht in blaue spielzeugverpackungen gehören.)

was denkt ihr?