die schwarz-roten ringelsocken gehören auch zu meinen lieblingen - foto von garlandcannon, gefunden auf: flickr.com, cc by-sa |
mama, bist du manchmal eine hexe?
so fragte neulich mein großes, sehr schlaues kind. wie er darauf komme, fragte ich lachend, und er antwortete, weil mein freund M. es gesagt hat. ich wusste nicht so recht woher das kam, war ziemlich zerstreut zwischen badtür, nassen sachen wechseln, händewaschen, abendbrot vorbereiten, ofen anmachen und allem, was so anfällt, abends, im herbst, mit zwei energiebündeln, die um mich herum wuseln und alle alles gleichzeitig wissen und haben wollen. ich lachte und sagte, ja, manche würden das behaupten. ich kam gar nicht auf die idee, ein dahinter liegendes gender konstrukt zu thematisieren. dabei hat alles damit zu tun!
so fragte neulich mein großes, sehr schlaues kind. wie er darauf komme, fragte ich lachend, und er antwortete, weil mein freund M. es gesagt hat. ich wusste nicht so recht woher das kam, war ziemlich zerstreut zwischen badtür, nassen sachen wechseln, händewaschen, abendbrot vorbereiten, ofen anmachen und allem, was so anfällt, abends, im herbst, mit zwei energiebündeln, die um mich herum wuseln und alle alles gleichzeitig wissen und haben wollen. ich lachte und sagte, ja, manche würden das behaupten. ich kam gar nicht auf die idee, ein dahinter liegendes gender konstrukt zu thematisieren. dabei hat alles damit zu tun!
warum
würden manche vermuten, ich sei eine hexe? wegen meiner roten haare,
meiner sommersprossen und meiner überdrehten art? 'rote haare
sommersprossen sind des teufels artgenossen', und 'krause haare,
krauser sinn, da steckt der deibel drei mal drin', sind mir wohl
bekannte sprüche aus meiner kindheit (und eigentlich sagt meine
schwiegeroma das heute noch gern zu mir).
was
aber ist das für ein bild von 'hexe', das sich transportiert, sobald
das wort in den raum geworfen wird? ohne frage eine person, vor der
ein kind angst haben muss, wie vor der hexe im 'Hänsel und
Gretel'-märchen. das ist die brockenhexe, die wir der oma von einer
reise mitgebracht haben, deren augen rot leuchten und die ein
typisches, kreischendes hexenlachen ausspuckt und es ist die
plastehexe, die letztes jahr bei dem pferfferkuchenhaus-bausatz dabei
war, den wir in der vorweihnachtszeit gekauft haben. (ich höre meine
freundin L. protestieren, sie ist wicca und in ihrer feministischen
gemeinde sehr aktiv.)
nur
wenige wochen später, gerade heute, da stritt ich mit meinem großen
kind, es ging darum, wie wir uns gegenüber der_dem anderen verhalten. wir beide
waren sehr ungeduldig miteinander – wie immer. er zog den kürzeren:
mama, du bist wirklich immer wie eine hexe! horch, dachte ich, da ist
es wieder. daher also weht der wind. hexen, wie mama, das sind
frauen, die sich durchsetzen. das sind – aus der perspektive meines
kindes strenge mamas, die sagen, mach jetzt den fernseher aus und
wasch dir die hände und jetzt gibt es keine schokolade mehr. aber
vor allem sind es mamas, die ihren willen gegen den ihrer kinder
durchsetzen. warum benützt
mein kind genau diese metapher – und keine andere – um unseren
konflikt aus seiner perspektive zu thematisieren?
als
wir uns beruhigt hatten und mit halbwegs sattem bauch am
abenbrottisch saßen, griff ich das thema wieder auf: sag' mal, wie
sind denn hexen? – na die haben böse augen. aber manchmal sind sie
gar nicht böse.