bist du etwa ein mädchen?

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Freitag, 10. Oktober 2014

wie ist es, ein Schwarzer Junge zu sein?


plakat in schwarzweiß, mit der aufschrift 'will this be over, by the time i have a son? anlässlich einer demonstration für Michael Brown, am 14.8.2014
"Wird das vorbei sein, wenn ich eine Sohn habe?" - Detail einer Fotografie von nefer  media, aufgenommen am 14.08.2014 im Rahmen der Proteste um den Mord an Michael Brown, CC-BY-NC-SA 2.0

im mai diesen jahres veröffentlichte das US-zine HIPMAMA einen kommentar von Beth Leibson aus New York, die darin von der frustierenden, erniedrigenden und beängstigenden erfahrung ihres 11-jährigen sohnes berichtet. Ari wird eines ladens, in dem er bummelte, verwiesen, mit der androhung, sonst würde die polizei gerufen. sein vergehen? Ari ist ein farbiges kind und steht aufgrund seiner abstammung pauschal unter dem verdacht, zu stehlen.

Beth Leibson berichtet:

"Nicht zum ersten Mal fühlte ich mich wie erschlagen von der Erkenntnis, wie machtlos ich bin, wenn es darum geht, meine Kinder vor Vorurteilen zu schützen. Ich weiß, daß ein Teil der Verdächtigungen des Ladenbesitzers sich auf Ari's Alter beziehen; vorpubertäre Jungen jedweder race haben nicht gerade einen glänzenden Ruf. Aber aus diesem Alter wird Ari herauswachsen. Dem Vergehen, ein Schwarzer in Amerika zu sein, kann er hingegen nicht entkommen. Einige Menschen nennen es 'shoppen und schwarz sein' ( 'shopping while being black'). Andere bevorzugen den Begriff 'racial profiling'." (HIPMAMA, #55, Mai 2014 5-6)

racial profiling bezeichnet die pauschale und ungerechtfertigte verdächtigung von menschen auf grund ihrer äußeren körperlichen merkmale durch angehörige offizieller sicherheitsbehörden, die diese menschen somit als potenziell kriminell abwerten. es handelt sich um eine rassistische praktik. so etwas, was Ari passiert ist, passiert auch vielen tausenden von farbigen menschen nicht nur in den USA, sondern auch hierzulande. jeden tag.

Alice Lanzke schreibt dazu auf www.netz-gegen-nazis.de:

"Jeder kennt den Moment, wenn es in der Bahn heißt "Die Fahrausweise bitte". Dieser kurze Augenblick der Panik, obwohl man doch eigentlich weiß, dass man das Ticket dabei hat, nichts falsch gemacht hat. Und wenn man dann feststellt, dass der Geldbeutel zu Hause liegt anstatt im Rucksack, die Kontrolleure einen aus dem Waggon hinausgeleiten und die mitleidigen bis scharfen Blicke der anderen Fahrgäste registriert – dann macht sich schnell ein Gefühl der Erniedrigung breit.
Nun stelle man sich vor, man wäre der einzige Fahrgast, der kontrolliert wird – Tag für Tag für Tag. Und das, obwohl man einen Fahrschein hat, immer. Dennoch bekommt man ständig Misstrauen zu spüren, steht unberechtigt und willkürlich unter Verdacht – nicht nur unter dem der Kontrolleure, sondern auch dem der Mitreisenden. Die Vorstellung ist demütigend – aber für viele Menschen in Deutschland harte Realität. Nämlich dann, wenn sie einen sichtbaren Migrationshintergrund haben, wie es heißt. Mit anderen Worten: Wer vermeintlich ausländisch aussieht, wird schnell Opfer von Racial Profiling."

was dann passiert, wenn die erniedrigung, frustration und die angst nicht mehr ertragbar sind, erfahren wir aus den medienberichten rund um die tödlichen schüsse auf den Schwarzen teenager Michael Brown am 09.august diesen jahres, die in den letzten wochen und monaten am nervenkostüm der US-amerikanischen gesellschaft rütteln: demonstrationen, mahnwachen, konfrontationen, ausschreitungen. bis hin zu jenem letzten mittwoch abend, an dem erneut ein junger schwarzer mann - Venderrit D. Myers - in konflikt mit einem ehemaligen polizeibeamten gerät - und von diesem erschossen wird.

was bisher scheinbar nicht thematisiert wird, ist die gender-dimension dieser todesfälle, denen unzählige weitere - wie zum beispiel der von trayvon martin in Florida im frühjar 2012 - vorausgegangen sind. Wieso sind es immer wieder junge männliche teenager, die ins rassistische visir der beamten geraten? wieso sind es immer wieder männliche schützen, die ihre waffe gegen ihre opfer ziehen? welche spezifischen männlichkeitsvorstellungen liegen den entscheidungen un dhandlungen der polizisten und sicherheitsfachkräfte zugrunde? welche spezifischen männlichkeits-vorstellungen informieren die entscheidungen und handlungen der ins visir geratenen jugendlichen?

eine gründliche revision der gender-dimensionen, die die rassisierten vorfälle mit strukturieren, ist notwendig, um vollständig zu kären, wie es dazu kommen konnte, dass Trayvon, Michael, Venderrit und viele andere auf diese gewaltvolle weise sterben mussten.

und es ist eine reale chance für kinder, wie Ari - die, auch wenn sie jungen sind, einfach gerne bummeln gehen und sich schöne sachen anschauen.

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